Sonntag, 27. Oktober 2019

so schnell vergehen 9 Monate - das Ende meiner Au Pair Zeit

so lange habe ich nichts mehr gepostet -  und wie die meisten von euch bestimmt mitbekommen haben, bin ich seit einiger Zeit schon wieder zuhause. Ich habe noch einige Entwürfe und halb fertige Einträge aus meiner Zeit down under, die ich trotzdem teilen möchte. Ebenso möchte ich Berichte und Fotos von meinen Reisen online stellen - als Erinnerung für mich selbst -  vielleicht interessiert es aber auch den ein oder anderen der selbst plant einmal nach Australien zu reisen.

- geschrieben am 17.6.2019 -


Heute ist der letzte Montag, an dem ich offiziell als Au Pair in meiner Gastfamilie arbeite.
Fast neun Monate war ich jetzt hier und frage mich wirklich, wo die Zeit hin ist. Es ist unfassbar - ich bin doch gerade erst angekommen?
Doch wenn ich daran denke wie viel ich erlebt habe, kommt mir die Zeit, die ich tatsächlich hier verbracht habe viel länger vor - so viel ist passiert, so viel habe ich gesehen.

Mich haben viele Leute gefragt, ob ich nun - am Ende meiner Au Pair Zeit - sagen kann, dass ich es wiedermachen würde, beziehungsweise weiterempfehlen würde. Meine Antwort kommt immer wie aus der Pistole geschossen: Ja! Sofort! Auf jeden Fall.

Ein Au Pair Jahr hat Höhen und Tiefen und ist alles andere als einfach in Worte zu fassen.
Von außen sieht es so aus, als ob man bei wohlhabenden, wundervollen Familien unterkommt und im Luxus schwimmt. Wenn die Kinder in der Schule/Daycare sind liegt man in der Sonne am Pool. Danach wird ein bisschen mit den Kids gespielt und eventuell wird noch beim Kochen geholfen. Am Wochenende fährt man an den Strand, erkundet andere Städte und geht feiern. Obendrauf bekommt man noch Taschengeld, und wenn man Glück hat nimmt einen die Gastfamilie auf Urlaub mit und einem wird auf ihre Kosten noch das ganze Land gezeigt. 
Ja, diese wundervollen Phasen gibt es tatsächlich.
Viele Au Pairs wohnen in sehr großen Häusern und sind ein Teil der Familie, weshalb sie überall mit hin reisen. Der Job ist super, vor allem wenn man es liebt sich mit Kindern zu beschäftigen. Vielen Au Pairs mit denen ich gesprochen habe (inklusive mir) kommt es - besonders Anfangs - vor wie ein Traum. 
Doch Teil der Familie zu sein bedeutet auch, das Schlafzimmer direkt neben den Kindern zu haben, die einem Sonntag morgens auf der Matte stehen weil sie um 5 Uhr verstecken spielen wollen. Man wacht nach einer Partynacht verkatert auf und möchte im Pyjama frühstücken - irgendwie gehört sich das aber nicht, denn man ist ja das organisierte Au Pair. Man lebt in einer Vorbildsrolle - also bloß keinen schlechten Eindruck machen, denn deine Gasteltern vertrauen dir ihre Kinder an - ihr Ein und Alles. Man wohnt bei einer fremden Familie mit anderen Werten und Sitten - oft kommt es deshalb zu Missverständnissen. Hinzu kommt, dass es schwer ist, richtig geregelte Arbeitszeiten einzuführen. Manchmal ist wunderschönes Wetter, aber du kannst nicht zum Strand fahren weil du keinen Zugriff aufs Auto hast. Du hast etwas geplant und 15 Minuten bevor du außer Haus gehst, schreiben dir deine Gasteltern, dass sie länger brauchen und ob du nicht doch Abendessen kochen könntest und die Kids ins Bett bringen kannst. Du hast Feierabend, aber dein Hostkid will unbedingt weiterspielen und bevor es das nächste Tantrum schmeißt, bleibst du doch lieber noch eine Stunde bei ihm. Hektischer Alltag, Missgeschicke und stressige Situationen stehen auf dem Tagesprogramm. Die Kids müssen früh in die Schule, das bedeutet um 5:30 aufstehen und sie dazu bekommen sich fertig zu machen. Doch an manchen Tage braucht es eine Stunde um sie überhaupt in die Schuluniform zu bringen - nur unter Bestechung eines Milkshakes auf dem Weg zur Schule. Obwohl doch alles woran du denken kannst Kaffee ist - für den ist aber keine Zeit. Manchmal ist es nötig 30 Minuten lang zu diskutieren, bis endlich der Fernseher ausgeschaltet wird - aber bitte ohne die Geduld zu verlieren! Man muss damit umgehen können, dass dir ein 'I hate you' entgegen geschleudert wird, weil es keinen Nachtisch nach dem Dinner gibt.
Nur keine Fehler machen. Nichts dreckiges in der Küche stehen lassen. Ist der Geschirrspüler an? Habe ich die Hintertür abeschlossen? Hat das Auto noch genügend Tank? Was koche ich heute Abend? Sind alle Schuluniformen gewaschen?
- Gedanken, eines Au Pairs während dem Zähneputzen morgens
Es ist so unglaublich schwer eine "Work Life Balance" zu finden. Denn du lebst und arbeitest am selben Ort. Manchmal steckt man die ganze Woche im Haus fest. Es ist schwierig nein zu sagen, und wie unterscheidet man denn eigentlich genau gemeinsamen Erlebnisse und Familienzeit von Arbeit?  

Doch dann - dann gibt es die Phasen, in denen einfach alles perfekt ist. Man super schöne, lange Gespräche mit den Hostparents führt - abends, mit einem Glas Wein. Die Kinder dich einfach so umarmen und 'I love you' sagen. Sie eifersüchtig werden, wenn du am Spielplatz anderen Kindern Aufmerksamkeit schenkst. Dein Kleiner sagt, dass er dich, wenn er auch erwachsen ist, heiraten will. Du Kekse bäckst und die Kids nach dem Probieren verkünden, dass das die besten Kekse sind, die sie jemals gegessen haben. Du nach einem Samstag, den du am Strand verbracht hast, nachhause kommst und deine Gastfamilie Dinner für dich mitgekocht hat, und im Ofen warmhält. Deine Gastmutter einkaufen war und dir etwas spezielles Australisches mitbringt, weil sie meint, dass du das unbedingt probieren musst. Deine Gasteltern dein trauriges und müdes Gesicht sehen wenn sie spät Freitag abends nachhause kommen und das erste was sie sagen `do you need a hug?' ist. Wenn du realisierst, dass du am anderen Ende der Welt ein zweites Zuhause gefunden hast.
Diese Phasen überwiegen alles negative. 

Also wie ihr vielleicht bemerkt habt - die Au Pair Zeit hat wirklich Höhen und Tiefen. Die Tiefen und Challenges sind aber unglaublich wichtig, denn man lernt so viel! Rückblickend würde ich jedem Mädchen/ jeder Frau, die später einmal Mutter werden möchte, empfehlen ein Au Pair Jahr zu machen. Man merkt was für einen unglaubliche Verantwortung es wirklich ist Kinder zu haben und wie wenig Zeit man als Elternteil eigentlich für sich selbst hat. Sobald man Kinder hat, lebt man für jemanden anderen. Man merkt, was man alles aufgeben muss - aber doch gewinnt man so viel dazu. Man lernt, dass man niemals ohne Essen und Wasser das Haus verlässt, man erfindet die eigenartigsten Spiele um langweilige Dinge spannend zu machen, man wird spontan, flexibel und organisiert. Man wappnet sich für jede denkbare Situation, weil man weiß, dass mit Kindern niemals alles so läuft, wie man sich es vorstellt. Man lernt schnell Entscheidungen zu treffen - und man lernt Verantwortung zu übernehmen. Und zwar nicht nur für sich selbst. Für ein anderes Lebewesen, das neugierig ist und die Welt entdecken will. Das Begleitung, Unterstützung und ganz viel Liebe dabei braucht. Und ja, das mag zwar scary sein, aber gleichzeitig ist es auch die schönste und wichtigste Aufgabe der Welt.
Denn:

big hearts shape little minds. 


Für mich war meine Au Pair Zeit eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Nach Australien zu gehen, eine der besten Entscheidungen überhaupt. Ich bin so viel selbstsicherer geworden und habe so viel gelernt. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr einem Kinder ans Herz wachsen und bei dem Gedanken den Kleinen bald verabschieden zu müssen ohne zu wissen wann ich ihn wiedersehen kann, könnte ich losheulen. Aber so ist das eben im Leben - Abschiede gehören leider dazu. Außerdem - its's not a goodbye, it's a see you later. Denn wie sagt man so schön? Man sieht sich immer zweimal im Leben. Und so traurig ich auch bin, meine Gastfamilie zu verlassen, freue mich darauf zwei Monate lang mehr von Australien zu erkunden. 

Bis bald, 
xx Alma 

1 Kommentar

  1. Wow, war jetzt lange Zeit nicht mehr am Bloggen und sah, dass bei dir sich ebenso eine kleine Pause eingeschlichen hat. Und jetzt hast du einen neuen Blog, warst Au-Pair in Australien. Wahnsinn. Wie schnell die Zeit vergeht, wo es doch grad erst 2015 war.
    Freue mich jedoch, dass es dir gut geht.

    Liebe Grüße,
    Lea von Blumenpoesie

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